Kolumne

Die Börse hat kein Gedächtnis

 

Im Spielfilm „21“ wird die wahre Geschichte einiger US Studenten erzählt, die in den 90er Jahren in den Casinos von Las Vegas groß abgeräumt haben. Erfolgreich waren sie deswegen, weil sie mit Wahrscheinlichkeiten gearbeitet und Karten gezählt haben..

Sie waren also keine Zocker, sondern arbeiteten mit Mathematik und nutzen einen statistischen Vorteil zu ihren Gunsten. So schafften sie es, mit einer progressiven Anpassung der Einsätze ein System zu kreieren, das die Bank gesprengt hat.

Black Jack hat somit, wenn Sie so wollen, eine Vergangenheit, die aus den bisher gefallenen Karten besteht. Merkt man sich diese, weiß man, welche Karten noch im Deck sind. Wenn Sie hingegen „Mensch Ärgere dich nicht“ spielen, weiß der Würfel nicht, wie oft Sie schon in Folge eine „Sechs“ gewürfelt haben. Auch eine Münze merkt sich nicht, wie oft sie hintereinander auf Kopf gelandet ist. Kommt im Wurf 1 Kopf, steht die Chance für Wurf 2 wieder 50:50, ob nun Kopf oder Zahl kommt. Auch nach zweimal Kopf hintereinander steht es bei Wurf 3 wieder 50:50 und das geht so weiter bis in alle Ewigkeit. Betrachtet man jeden Münzwurf als Einzelereigniss, geschieht jedes Resultat rein zufällig, und dabei spielt es keine Rolle, was vorher passiert ist.

Leider gibt es immer wieder Spieler (und Trader), die sich bei diesen Serien in die Irre führen lassen. Kommt beim Roulette das dritte Mal Schwarz, denken viele, dass nun Rot wahrscheinlicher geworden ist. Haben sie dreimal auf Rot gesetzt und verloren (was 3 Fehltrades in Serie entspricht), setzen sie im nächsten Spiel das x – fache, um sich alles zurückzuholen, denn Rot ist vermeintlich überfällig (der nächste Trade muss ein Gewinner werden). Dann müssen sie mit ansehen, dass erneut Schwarz (Fehltrade 4) kommt und glauben an eine Verschwörung („der Markt hat es auf mich abgesehen“).

Im Gegensatz zu Black Jack haben die Kursverläufe kein Gedächtnis. Steigen Sie ohne Analyse, rein zufällig in einen Trade ein, stehen die Chancen 50:50, ob die Aktie um X % steigt oder fällt. Da die nächste Preisänderung nur nach oben oder unten ausfallen kann, muss diese Annahme stimmen. Keine Rolle spielt hingegen, wie die Kursverläufe vor dem Einstieg ausgesehen haben. Nach 100, 1000 oder mehr Trades müsste man daher immer pari aussteigen, egal welches (halbwegs sinnvolle) Regelwerk dahinter steht. Leider machen uns dabei die Gebühren und die Slippage einen Strich durch die Rechnung. Trotzdem kann man die Märkte schlagen, wenn man wie im Black Jack, die Wahrscheinlichkeit auf seiner Seite hat und sich der Materie mit der richtigen, mentalen Einstellung nähert.

Das richtige Gedankengut braucht der Trader deswegen, weil auch Serien von 5 oder 10 Fehltrades etwas aus statistischer Sicht vollkommen normales sind. Probieren Sie es aus und schreiben Sie bei 100 Münzwürfen das Ergebnis mit. Sie werden über die teilweise langen Serien erstaunt sein. Im Trading muss man mit diesem kurzfristigen Ungleichgewicht richtig umgehen. Nach fünf Verlusten am Stück muss man Trade 6 genau so ausführen wie Trade 1. Man darf sich daher von den bisherigen Fehltrades nicht beeinflussen lassen. Viele Trader glauben hingegen, ein paar Verluste entfernen sie von ihrem Ziel, erfolgreich zu werden. Aus statistischer Sicht ist jedoch genau das Gegenteil wahr, was auch belegbar und logisch ist.

Was die zweite Komponente, die Wahrscheinlichkeiten, anbelangt, nützt es uns Tradern zwar nichts, Karten zu zählen, weil die Kurse kein Gedächtnis haben und daher nicht zu prognostizieren sind.

Text und Quelle: Thomas Vittner  www.tradingredaktion.at

Trader sind keine Wahrsager (v. Thomas Vittner)

 

Egal was Ihnen technische Analysten oder andere Gurus erzählen mögen, die Börsenkurse sind nicht vorherzusagen. Von niemandem, egal wie viel Erfahrung dieser Mensch besitzt oder wie viel Ansehen er genießt.

 

Ich bin immer wieder über die Dreistigkeit von Menschen erstaunt, die öffentliche Prognosen über den Marktverlauf abgeben. Liegen sie falsch, kräht später kein Hahn mehr danach. Finden sie durch Zufall die Perle in der Auster, gelten sie als Helden und werden von den Börsen als Hellseher verehrt.

Angehende Trader wollen dieses böse Spiel einfach nicht durchschauen und hängen diesen Möchtegern – Gurus an den Lippen oder verschlingen tonnenweise Fachliteratur über technische Analyse.

Sie suchen den heiligen Gral, die Methode oder den Trick, der es ihnen ermöglicht, in die Zukunft zu blicken, um daraus einen Vorteil zu ziehen. Ich erlebe bei meinen Seminaren immer wieder, wie erstaunt die Teilnehmer sind, wenn ich ihnen sage, dass erfolgreiches Trading nicht bedeutet, wahrsagen zu können. Grundsätzlich würde es nichts ausmachen, wenn ein Spekulant denkt, er könne die Kurse vorhersagen. Sichert er sich ab, macht es nichts wenn er falsche Prognosen stellt. Das Problem liegt jedoch in den damit verbundenen Erwartungen eines Traders, und die werden ihm die Suppe versalzen.

 

Was passiert mit jemand, der etwas erwartet, was später nicht eintritt? Es weckt negative Emotionen wie Enttäuschung, Schmerz, Trauer oder Wut in ihm. Natürlich will man diese Gefühle vermeiden, denn mit Wut im Bauch tradet es sich schlecht. Da die Märkte aber nicht zu prognostizieren sind, wird der Trader immer wieder mit diesen Emotionen konfrontiert. Das geht solange bis er begreift, dass jegliche Versuche in diese Richtung zwecklos sind.

Doch die meisten Spekulanten können sich damit nicht abfinden und versuchen immer wieder den Hellseher zu spielen. Betrachtet man das Gesetz der Wahrscheinlichkeit, werden sie in cirka 50% aller Fälle Recht haben. Und die 50% wo sie falsch liegen, bereiten ihnen große mentale Probleme. Weil aber niemand diese negativen Gefühle gerne erleidet, wird diese Person damit beginnen, während des Tradings Handlungen zu setzen, um diesen Emotionen aus dem Weg zu gehen. Daraus resultieren in den meisten Fällen die typischen Tradingfehler.

 

Ein paar Beispiele gefällig?

Man versucht zu retten, was übrig geblieben ist und zieht den Stopp zu eng nach. Aus Gier springt man auf einen Zug auf, der schon längst abgefahren ist, und stürzt wenig später damit von der Klippe. Man lässt sich aus Angst vor Verlust Nummer 5 in Folge derart aus der Fassung bringen, dass man den Stopp löscht und daraufhin noch höhere Verluste realisieren muss. Anstatt Geduld zu üben wird man aktiv. Da es aber keine angebrachte Handlung gibt, außer beim gewohnten Regelwerk zu bleiben, begeht der Trader eine Dummheit nach der anderen. Man ist von seinen Emotionen gesteuert und die vernebeln dem Spekulanten das Urteilsvermögen.

Versucht ein Trader hingegen in Wahrscheinlichkeiten zu denken und unterlässt jegliche Prognose, kann er mental mit seinen Positionen besser umgehen. Er wird zum effizienteren Riskmanager und lässt sich weder von seiner Vergangenheit (den letzten Verlusten) noch von seinen Erwartungen an die Zukunft (er hat keine Meinung über den Kursverlauf) beeinflussen. Er achtet alleine darauf, seinem Regelwerk zu folgen, und das bei jedem Trade, auch wenn diesmal alles anders scheint. In Wahrheit ist es rückblickend betrachtet doch wie immer. Man ärgert sich, weil man nicht die Disziplin hatte, sich an seine Regeln zu halten.

 

Text und Quelle: Thomas Vittner  www.tradingredaktion.at

Der Erwartungswert

 

Wie wir bereits gehört haben, können die Börsenkurse nicht vorhergesagt werden. Wir wissen hingegen, dass es Stellen im Chartverlauf gibt, an denen ein Einstieg besonders sinnvoll ist …

Leider ist aber auch der klügste Entry keine Garantie, dass ein Trade klappt. Da die Wahrscheinlichkeit für +1% vs. -1% aus statistischer Sicht bei 50:50 liegt, muss sich ein Trader etwas anderes einfallen lassen, um an den Märkten Geld zu verdienen. Vor allem die Gebühren und die Slippage sind noch in diese Rechnung aufzunehmen, denn beides geht zusätzlich zu unseren Lasten.

Zu diesem Zeitpunkt kommt die alte Börsenweisheit: „Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen“ ins Spiel. Diesen Ratschlag hat wohl schon jeder gehört, der sich mit den Kapitalmärkten beschäftigt hat. Obwohl es aus mentaler Sicht sehr schwer ist, sich an diese Empfehlung zu halten, ist es der einzige Weg, mit dem Trading Geld zu verdienen. Überträgt man den Ratschlag in den Sprachgebrauch eines Traders, kommt man auf die Bezeichnungen „Positiver Erwartungswert“ und/oder „Profitfaktor“.

Stellen wir uns vor, 100 Trades vor uns zu haben. Nehmen wir weiter an, dabei stehen cirka 50 Verluste und 50 Gewinne an. Dieser Verteilung ist durchaus realistisch, hängt aber vor allem von Ihrer Stoppsetzungsstrategie ab. Um Geld zu verdienen, müssen wir daher darauf achten, bei den 50 Gewinnern mehr Geld zu verdienen, als uns die 50 Verlierer kosten. Diese 100 Trades kann man auch als Mindestgröße dafür heranziehen, ob ein Trader mit einem System scheitert oder nicht, denn je mehr Häufigkeiten eines Zufallereignisses ausgewertet werden, desto weiter nähert sich das Ergebnis an die tatsächliche Wahrscheinlichkeit an (Gesetz der großen Zahl).

Um zu messen, wie gut oder schlecht ein Trading System abschneidet, verwendet man den Profitfaktor. Dieser Faktor stellt nichts anderes als der Erwartungswert eines Tradingsystems dar. Liegt er über 1, arbeitet ein Trader erfolgreich. Ist der Faktor kleiner 1, verdient das System kein Geld, und der Trader muss Anpassungen vornehmen. Vertiefen wir diesen Gedanken:

Trader A hat 100 Trades hinter sich. Seine Verluste betragen kumuliert 6.500 Euro. Addiert er seine Gewinne, ergeben diese 7.525 Euro. Um den Profitfaktor zu bestimmen, ist nun noch folgender Rechenschritt notwendig: 7.525/6.500 = 1,16. (Anmerkung: es gibt auch noch andere Rechenformeln, wie man diesen Faktor ermittel kann. Wir verwenden hier nur diese einfachen Rechenschritte).

Der Profitfaktor von Trader A liegt daher über 1. Das bedeutet, sein System erwirtschaftet unter dem Strich Gewinne, weil seine durchschnittlichen Profite über seinen durchschnittlichen Verlusten liegen. Trader B hat bei 100 Trades kumuliert 8.250 Euro verloren, und bei seinen Gewinnen 7.336 Euro verdient. Wenn er so weiter macht, wird er in einiger Zeit kein Geld mehr haben. Sein Profitfaktor liegt bei 0,89 und er sollte daher dringend sein System verändern.

Ist Ihnen aufgefallen, dass wir bisher nicht davon gesprochen haben, wie oft ein Trader Recht hat? Es ist für ein Tradingsystem nicht wichtig, besonders viele Gewinntrades zu verbuchen. Lassen Sie sich daher von vielen Fehltrades nicht aus dem Konzept bringen. Achten Sie lieber darauf, Ihre Gewinne laufen zu lassen. Je häufiger Sie ausgestoppt werden, desto mehr müssen Sie die Trades, die in Ihre Richtung laufen, „in Ruhe lassen“. Diese Trades brauchen Sie, denn sie müssen die Gewinne erzielen, die das System profitabel machen.

Erfolgreiches Trading bedeutet nicht, dass Sie ständig richtig liegen müssen. Es bedeutet bloß, aus jeder Bewegung so viel wie möglich herauszuholen und im Gegenzug Verluste zu begrenzen. Gelingt Ihnen das, spielt die Trefferquote keine Rolle. Mental ist es hingegen nicht einfach, mit vielen Fehltrades umzugehen. Aber wer hat gesagt, das Trading als Ganzes gesehen einfach ist?

 

Text und Quelle: Thomas Vittner  www.tradingredaktion.at

Der Titelblatt Indikator

 

Gewöhnliche und ungewöhnliche Indikatoren für die Börsen

 

In der letzten Woche hatte ich Ihnen einige Indikatoren vorgestellt, die gelegentlich für die Einschätzung der Konjunkturentwicklung ins Feld geführt werden. Die meisten davon kranken jedoch daran, dass die Daten erst mit einiger Verzögerung und dann nur auf ein Kalenderjahr bezogen veröffentlicht werden. Doch seit wann richten sich Wirtschaftskrisen nach dem Kalender?

 

 

Für uns als Börsianer sind zudem die Konjunkturindikatoren gar nicht so ausschlaggebend. Sie wissen ja, dass gerade die Aktienmärkte der Wirtschaftsentwicklung meist um einiges voraus sind. Interessanter sind da schon Indikatoren, die uns Hinweise auf die Kursentwicklung an den Börsen geben.

 

Auf den ersten Blick gibt es davon eine ganze Menge. Wenn Sie mit einem modernen Chartprogramm arbeiten, werden Sie von der Fülle an Indikatoren, die dort eingebaut sind, meist erschlagen. Doch die dort nutzbaren Indikatoren beruhen eigentlich ausschließlich auf den Kursinformationen selbst (z.B. die allseits bekannten gleitenden Durchschnitte). Bei Aktien, Indizes und Futures finden Sie häufig noch Informationen über das Handelsvolumen, die Sie nutzen können.

 

Etwas weiter holen schon die sogenannten Marktindikatoren aus, die für große Indizes wie den S&P 500 oder alle an einer Börse (z.B. NYSE) gehandelten Wertpapiere berechnet werden. Andere Ansätze vergleichen die Kursentwicklung unterschiedlicher Märkte wie dem Renten- und Aktienmarkt und versuchen daraus einen Wechsel der Anlegerpräferenzen abzuleiten.

 

Sentiment-Indikatoren versuchen dagegen, die Anlegerstimmung direkt einzufangen, sei es durch Umfragen oder durch Messung bestimmter Aktivitäten wie Investitionsquoten oder bestimmte Positionierungen an den Terminbörsen.

 

Der Titelblatt-Indikator – ein sporadischer Indikator

 

All diesen Indikatoren ist gemein, dass sie prinzipiell regelmäßig Daten liefern. Zwar kann z.B. ein Umfrageindikator nicht täglich oder gar intraday erhoben werden, aber für Langfristindikatoren sind hier durchaus wöchentliche oder monatliche Werte akzeptabel.

 

Es gibt aber auch Indikatoren, die nur ab und an, in völlig unregelmäßigen Abständen überhaupt ein Lebenszeichen liefern. Allerdings ist dieses dann meist ein ernst zu nehmendes Signal. Die Rede ist von meinem Lieblingsindikator – dem „Titelblatt-Indikator“.

 

Dieser Indikator ist einfach zu verstehen und fast genauso einfach zu beobachten. Sie wählen sich eine beliebige, möglichst große Anzahl von Zeitungen, Zeitschriften, Magazinen usw. Das können Tages- oder Wochenzeitungen, Fernseh- oder Boulevardzeitschriften, aber auch Börsenmagazine oder Finanz- und Wirtschaftspublikationen sein. Jedes Mal, wenn eine dieser Ausgaben auf dem Titelblatt eine Story ankündigt, die einen Bezug zur Börse hat, gibt der Indikator ein Signal.

 

Natürlich müssen Sie deswegen nicht dutzende Printmedien abonnieren, die Sie sonst vielleicht nicht weiter interessieren. Es reicht, wenn Sie bei Ihrem wöchentlichen Einkauf im Supermarkt oder bei der Abgabe Ihres Lottoscheins einen Blick auf die Zeitungsauslage werfen.

 

Titelblatt statt Taxifahrer

 

Natürlich ist der Titelblatt-Indikator nur eine Abart des „Taxifahrer-Indikators“. Dieser geht zurück auf das alte Börsen-Bonmot, dass man sofort alles verkaufen soll, wenn man Aktien-Tipps von seinem Taxifahrer bekommt. Der Titelblatt-Indikator ist einfach praktikabler, seit das Taxifahren etwas aus der Mode gekommen ist ...

 

Beide sind auf jeden Fall klassische antizyklische Indikatoren, welche die Stimmung der breiten Massen widerspiegeln. Und die Masse liegt eben meistens falsch. Das augenfälligste Beispiel dafür gab es zu Zeiten des Internet-Hypes, als es die Börsenereignisse sogar auf die Titelseite der Bild-Zeitung schafften.

 

Jetzt sind Sie sicherlich gespannt, welche Ergebnisse der Titelblatt-Indikator in der Vergangenheit brachte. Beginnen wir mit einem Beispiel vom Rohstoffmarkt. (Ja, der Titelblatt-Indikator ist nicht nur für die Aktienmärkte gut – siehe auch die aktuelle Analyse von sentix mit einem Beispiel zum Euro/US-Dollar-Währungspaar)

 

Nachdem der Goldpreis im März 2008 sein vorläufiges Allzeithoch knapp über 1.000 Dollar erreichte, warb die April-Ausgabe des Monatsmagazins „Euro“ auf ihrem Titel für die Anlage in dem Edelmetall mit dem Slogan „Geld mit Gold“. Danach rutschte der Goldpreis aber erst einmal bis unter 750 Dollar, bevor er sich wieder an die 1.000-Euro-Marke zurückkämpfte. Kaum war der Sprung über die Marke nachhaltig geschafft, erschien vor wenigen Tagen eine Ausgabe der „Wirtschaftswoche“ mit dem Titelaufhänger „Raus aus Anleihen, rein ins Gold“ ...

 

Übrigens erschien zeitgleich im US-Wirtschaftsmagazin „Fortune“ ein Artikel mit dem Titel „Achtung, Goldblase!“, in dem auf die durchaus vorhandenen fundamentalen Gefahren des Goldmarktes verwiesen wurde. Sie sehen, auch der Titelblatt-Indikator gibt mitunter zwiespältige Signale.

 

Verkaufssignale in Ihrer Fernsehzeitung

 

Richtig zur Hochform läuft dieser Indikator meist dann auf, wenn er in Veröffentlichungen zutage tritt, die mit Wirtschaft und Finanzen normalerweise gar nichts zu tun haben. Außer in der bereits erwähnten Boulevard-Presse finden Sie ihn auch häufig in Fernsehzeitungen.

 

Dabei geht es dann meist um die großen Aktienmärkte, wie Sie unten im Chart sehen können:

 

Die „HörZu“ hat im Juni 2007 tatsächlich ziemlich gut den Höhepunkt des DAX getroffen. „Börse Online“ empfahl seinen Kunden krisensichere Anlagen auch erst, als der Crash schon in vollem Gange war. Sie sehen also, auch die etablierten Wirtschaftsmagazine schwimmen in der Regel mit dem Strom.

 

Insofern ist das jüngste Signal des Titelblatt-Indikators ein ernstes Warnzeichen. Mit Verweis auf den Ausgang der Bundestagswahl und die vermeintlich wirtschaftsfreundliche Politik der neuen Regierung sieht das Finanzmagazin „Euro“ den DAX im besten Fall im Bereich seiner alten Hochs ...

 

Zurzeit aber hat der deutsche Leitindex noch nicht einmal einen ernsthaften Versuch unternommen, die 6.000er Marke zu attackieren. Zum Ende der letzten Woche gaben die Kurse in den USA bereits deutlich nach. Da auch Ökonomen und Analysten wieder erkennbar optimistischer werden, sollten Sie Ihr Depot nun wetterfest machen.

 

Mit dem Titelblatt-Indikator ist nicht zu spaßen ...

 

Text und Quelle: Thorsten Ewert  www.stockstreet.de

 

Kopf oder Zahl?

 

Trading ist kein Glücksspiel. Aber Trading ist sehr wohl eine Art von Spiel: mit Wahrscheinlichkeiten und einem positivem Erwartungswert!

Stellen Sie sich vor, Sie wählen mittels Zufallsgenerator einen beliebigen Wert aus dem DAX oder dem ATX aus, und bestimmen mit einer Münze die Handelsrichtung (long oder short). Sie erwischen so die Aktie von Siemens und die Münze entscheidet, dass es ein long Trade wird.

Welches der beiden Ereignisse ist nun wahrscheinlicher? Das die Aktie unmittelbar nach dem Kauf um 1 Cent steigt oder fällt? Vergessen Sie hier die technische Analyse und versuchen wir stattdessen diese Aufgabe mit Hausverstand zu lösen. Die Antwort lautet: Die Wahrscheinlichkeit muss gleich groß sein. Ob ein Wert gleich nach dem Kauf um einen Tick steigt oder fällt liegt daher bei 50:50. Wenn das so ist, erweitern wir den Gedanken. Wie wahrscheinlich ist es, dass der Wert nach dem Kauf um 1% steigt oder fällt? Die wieder logische Antwort lautet: ebenfalls gleich groß. Das geht auch mit Werten wie 2% oder 3% oder 10% etc. so weiter.

Das ist eine wesentliche Erkenntnis für einen Trader und daher spinnen wir diesen Gedanken noch ein wenig weiter. Wenn Sie ab heute bis Jahresende 100 Trades machen, kann man annehmen, dass 50 davon Gewinner und 50 Verlierer werden. Wenn man die Wahrscheinlichkeiten des vorigen Absatzes dazu heranzieht, sollte dies – grob gesehen – funktionieren (eine vernünftige Initialstoppsetzung vorausgesetzt). Wenn wir daher an 50 Verlierer und 50 Gewinner denken, die wir rein zufällig ausgewählt haben, liegen wir beim Ergebnis bei 0. Gewinner und Verlierer heben sich gegenseitig auf und der Trader reüssiert so ausgeglichen. Das ist für einen angehenden Trader übrigens gar kein schlechtes Resultat. Natürlich ist es nicht ganz so einfach, denn Faktoren wie die Slippage oder die Kostenkomponente machen uns hier einen Strich durch die Rechnung.

Sie müssen daher als Trader darauf warten, dass sich diese Wahrscheinlichkeit von 50:50 ein kleines Stückchen hin zu Ihren Gunsten verschiebt. Sie suchen einerseits nach klug gewählten Einstiegspunkten, die diese Wahrscheinlichkeit um Nuancen zu Ihren Gunsten hin verändern. Andererseits achten Sie auf den Erwartungswert: welcher Trade „bringt“ mehr Gewinn. Lohnt es sich zum Beispiel eher darauf zu setzten, dass eine Unterstützung hält oder das sie bricht? Vertiefen werden wir diese Überlegung in einem späteren Artikel denn ich habe dazu meine eigenen Gedanken.

Gelingt Ihnen beides, werden Sie über eine Abfolge von einigen (etlichen) Trades einen statistischen Vorteil aus diesen Umständen erlangen. Dann wird aus der präsentierten, schwarzen Null ein Betrag, der unter dem Strich positiv ist, und den Trader zu einem Gewinner macht.